Wie der Name schon impliziert, legen wir heute den Fokus auf Beschwerden am Schienbein. Das Schienbeinkantensyndrom, auch Shin Splints genannt, tritt vor allem bei hohen sportlichen Belastungen wie Joggen, Sprünge, Ballsportarten mit Stop-and-Go oder aber auch bei Märschen mit schweren Schuhen auf.
Beim medialen Schienbeinkantensyndrom treten die stechenden Schmerzen meist an den unteren 2/3 der inneren Schienbeinkante auf. Die Beschwerden betreffen mehrheitlich den Sehnenansatz des M. Tibialis posterior (Abbildung 1, rechts). Dieser schlanke, langgezogene Muskel zieht vom hinteren Schienbein zur Fuss-Innenkante – daher heisst der Muskel auf Deutsch „hinterer Schienbeinmuskel“. Er hat seinen Ursprung an der Hinterfläche der Membrana interossea cruris – eine Faserschicht, die sich zwischen dem Schienbein und dem Wadenbein aufspannt. Der M. Tibialis posterior hebt die Fussinnenkante, hilft also bei der Supination im Sprunggelenk und ist ein wichtiger Muskel zur Stabilisation des Längsgewölbes. Ausserdem hilft er bei der Bewegung des Fusses in Richtung Fusssohle, die so genannte Plantarflexion.
Beim lateralen Schienbeinkantensyndrom tritt der Schmerz häufig in den oberen 2/3 der äusseren Scheinbeinkante auf. Der betroffene Muskel hier ist der M. Tibialis anterior (Abbildung 1, links) - also der vordere Schienbeinmuskel. Dieser Muskel hat seinen Ursprung am Schienbein (Tibia) und ebenfalls der Membrana interossea. Der Ansatz des Muskels befindet sich am Fussrist - also auf der Oberseite des Fusses - am ersten Mittelfussknochen (Metatarsale I). Somit hilft der Muskel ebenfalls bei der Supination des Fusses (Heben der Fussinnenkante) und bewegt den Fuss in Richtung Fussrücken (Dorsalextension).

Rechts: M. Tibialis posterior.
Mechanismus und Beschwerden
Die Ursache der Beschwerden liegt meist in einer muskulären Überlastung. Diese hat einen erhöhten Zug in der Membrana interossea zufolge, also am Ursprung der beiden Muskeln, und überträgt sich auf die Knochenhaut. Es kann zu kleinen Rissen und Entzündungen im Gewebe kommen. Somit ist es wichtig, der muskulären Überlastung auf den Grund zu gehen.
Beim medialen Shin Splint ist häufig eine Instabilität des Mittelfuss erkennbar, d.h. das Längsgewölbe senkt sich zu stark ab, der Fuss knickt nach innen (Überpronation). Der M. tibialis posterior versucht folglich dieser Überpronation entgegenzuwirken, ist dabei aber häufig überfordert und es kommt zu den oben genannten Beschwerden. Somit ergeben sich folgende Behandlungsmöglichkeiten:
Belastungsreduktion als erste Massnahme (Trainingsumfang/-häufigkeit reduzieren)
Stabiles Schuhwerk mit leichtem Drop (Fersenerhöhung)
Schuheinlagen zur Stabilisation des Längsgewölbes
Kräftigung der Muskulatur (Fussgymnastik). Buchtipp: "Gut zu Fuss ein Leben lang" von C. Larsen
Physiotherapeutische Massnahmen
Ursache und Tipps beim lateralen Shin Splint
Handelt es sich um einen lateralen Shin Splint, ist womöglich das Problem, dass der M. Tibialis anterior exzentrisch zu sehr belastet wird. Daher kommt es, dass die Ursache der Beschwerden durch einen längeren Marsch mit schweren Schuhen ausgelöst werden kann. Hier muss der Muskel dagegenhalten, damit ein kontrolliertes Abrollen möglich ist. Da der M. Tibialis anterior allerdings auch in der Supination beteiligt ist, kann eine Instabilität des Mittelfusses genauso zu Beschwerden führen - ähnlich wie beim medialen Schienbeinkantensyndrom. Somit haben wir die ähnlichen Möglichkeiten für die Massnahmen.
Massnahmen wie zuvor beim medialen Shin Splint erwähnt
Dehnen und Massieren. Beim vorderen Schienbeinmuskel ist ein Dehnen bzw. ein Ausmassieren eher möglich als beim hinteren Schienbeinmuskel
Zusätzlich kann ein Stützstrumpf die Beschwerden lindern
Treten die Beschwerden beim Joggen auf, ist ein Fussaufsatz mit dem Mittelfuss statt mit der Ferse ratsam
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