Funktion und Nutzen von orthopädischen Einlagen sind unbestritten. Doch um wirklich zu verstehen, welches Potenzial sie bieten, muss man ihre genaue Wirkungsweise verstehen. Laurent Hoffmann, Gründer und CEO von NUMO, erklärt die biomechanischen Hintergründe.
Schaut man in die Fachliteratur – oder auf das typische Rezept eines Arztes - wirkt eine orthopädische Einlage in zwei Richtungen: sie stützt das Längsgewölbe und das Quergewölbe des Fusses. Diese zwei Elemente sind die zentralen Bestandteile einer orthopädischen Einlage. Doch ihr Korrekturpotenzial ist viel grösser als man meint.
Verstärkt durch den Hebeleffekt
Grund dafür ist der aus der Mechanik bekannte Hebeleffekt: Er sorgt dafür, dass eine Korrektur am Fuss um ein Vielfaches verstärkt wird – nämlich über den Hebel des Unterschenkels, des Oberschenkels, der Hüfte und der Wirbelsäule. In der Praxis bedeutet dies: Mit einem Korrekturelement am Fuss von nur einem Millimeter können mehrere Zentimeter Verschiebung an der Wirbelsäule erzeugt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten zudem feststellen, dass nach oben gesandte Kräfte stärker wirken als deren Gegenteil. Das heisst, eine Korrektur am Fuss hat mehr Einfluss auf das Becken als eine Korrektur des Beckens auf den Fuss. Entsprechend ist eine Fehlstellung des Beckens mit Einlagen einfacher zu korrigieren als eine Fehlstellung am Fuss selbst.
Wirkung beim Stehen und Gehen
Die Abstützung des Längsgewölbes wirkt sich hauptsächlich in der Standphase aus – wenn der Fuss flach am Boden aufliegt. Während eines Schrittes entspricht die Standphase jedoch nur 40 Prozent der Belastungszeit des Fusses am Boden. Die Abstossphase ist mit 50 Prozent der Belastungszeit die längste Phase des Schrittes. Dank der Weiterentwicklung der Biomechanik wurden neue Korrekturelemente im Vorfuss hervorgebracht, die in der klassischen Literatur der Orthopädietechnik noch nicht beschrieben wurden. Die bis anhin beschriebenen Korrekturelemente befinden sich meistens im retrokapitalen Bereich – also hinter dem Vorfuss-/Metatarsus-Gelenk. Im Sport beträgt die Belastungszeit des Vorfusses übrigens mindestens 70 Prozent des Bodenkontakts (Running). Beim Tennis sind es mehr als 90 Prozent des Bodenkontakts.
Korrekturen für alle drei Phasen
Leider werden Korrekturelemente im unterkapitalen Bereich – also unter dem Vorfuss-/Metatarsus-Gelenk – häufig vernachlässigt, da sie etwas Platz im Schuh rauben. Dabei hätten diese Elemente eine grosse Wirkung auf den gesamten Körper: Sie sind elementar für eine optimale Kraftübertragung, denn sie helfen, Fehlstellungen während des gesamten Schrittes zu korrigieren – und nicht nur in der Standphase. Eine moderne orthopädische Einlage sollte daher Korrekturen für alle drei Phasen aufweisen: Lande-, Stand- und Abstossphase.
Asymmetrische Einlagen im Vorteil
Gespiegelte Einlagen sind leider noch immer der Standard in der Einlagenversorgung. Unser Körper ist jedoch nicht symmetrisch. Auch die meisten Sportarten sind asymmetrisch. Selbst beim Joggen oder Velofahren, die als symmetrische Sportarten gelten, zeigt unsere langjährige Erfahrung in der Gang- und Laufanalyse, dass das linke Bein ein unterschiedliches Gangmuster zum rechten Bein aufweist. Dadurch sind viele Verletzungen oder Beschwerden einseitig. Asymmetrische orthopädische Einlagen sollten deshalb unbedingt zur Norm werden. Nicht zu unterschätzen ist auch die Auswirkung einer Korrektur in der Diagonalen, also auf die gegenüberliegende Seite.
Wie ein Korrekturelement wirkt
Schauen wir uns als nächstes die verschiedenen Korrekturelemente an. Dazu können verschiedene Techniken angewendet werden: Das mechanische Element übt primär einen mechanischen Druck auf die Knochenstruktur aus. Durch die Kraftveränderung auf einen Knochen, kombiniert mit der mechanischen Hebelwirkung, wird eine Fehlstellung korrigiert. Der Muskel muss sich danach dem neuen Muster anpassen. Je dicker das Element, desto stärker ist der mechanische Effekt. Vorteil: Die Wirkung ist sofort da, wenn die Einlagen getragen werden. Nachteil: Im Schuh wird etwas mehr Platz benötigt – vor allem bei Korrekturen im Vorfuss.
Propriozeptive Einlagen
Diese Art der Einlagen verfügen über einen propriozeptiven Bereich: Dies ist ein 1.5 Millimeter dickes Element, welches gezielt am Fuss platziert wird, um eine Spannung oder Entspannung der Muskelketten zu generieren. Es funktioniert wie ein Stein im Schuh. Der Stein verursacht eine leichte Störung. Mein Fuss versucht, dem Stein auszuweichen und aktiviert dafür andere Muskelketten, die einen Einfluss auf das Gangmuster ausüben. Die Elemente werden so platziert, dass der Effekt komfortabel ist. Vorteil: Die Einlagen benötigen sehr wenig Platz im Schuh und haben eine sehr gute Auswirkung auf muskuläre Beschwerden/Dysbalancen. Auch bei kurzen Distanzen/Belastungen ist ein deutlicher Effekt feststellbar. Nachteil: Die Einlagen wirken zu wenig stark bei Knochenfehlstellungen. Und ihre Wirkung reduziert sich, sobald der Muskel müde wird. Moderne Einlagen kombinieren meistens beide Korrekturelemente: mechanische und propriozeptive Elemente.
Jährliche Nachkontrollen der Einlagen
Last but not least sind orthopädische Einlagen eine evolvierende Therapieform. Das heisst: Mit jedem neuen Korrekturelement passt sich der Körper an die neuen mechanischen Anforderungen an. Daher braucht es Nachkontrollen und Nachkorrekturen der orthopädischen Einlagen. NUMO empfiehlt deshalb eine jährliche Kontrolle von Gangbild und Einlagen.
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